11.09.2008

Die "Seafood Kündigungsgeschichte"

Viele Fragen dazu wurden gestellt, die schärfste aber war: "Ich habe gehört Du hast den Truck einfach hingestellt und den Schlüssel reingeworfen?" Hä ?? Naja, zum Teil ist das ja richtig.

Seit einigen Wochen schon fühlte ich mich nicht mehr so richtig wohl in der Firma. Das lag zum einen an dem zwischenmenschlichen Problem mit einem anderen Fahrer (der mal mein bester Freund war) das ich auf meine Art geregelt hab, mir aber doch schwer im Magen lag und damit so richtig die Lust zum arbeiten in der Firma versaut hat. Zum anderen hatte ich 4 Wochen vor der Kündigung ein Gespräch in der Firma (oder wie immer man das auch nennen will) . Mir war die unterschiedliche Behandlung von Canadiern und Gastarbeitern schon lange aufgefallen aber das es selbst bei den Gastarbeitern unterschiedliche Arbeitsverträge und Bezahlung gab, schlug dem Faß doch den Boden aus. Canadier fahren Meilen über Meilen und haben schöne Touren, die Gastarbeiter fahren im Kreis und kommen mit wenig Geld nachhause. Ausser man verkauft sich gut dann bekommt man plötzlich sofort 35 cent pro Meile (Canadier noch mehr) und andere Zahlungen dazu *g* Mit dem Versprechen, wir werden das ändern, kein Problem (kein Problem hört man sehr oft) wurde mir Honig ums Maul geschmiert bis zum tropfen.

Auf jeder Tour geht es über die Ambassador Bridge. Grenze zwischen Canada und USA.

Rein Technisch änderte sich aber nichts am Ablauf. Weiterhin durfte man hinter den Touren herlaufen, fuhr die gleichen Meilen. Kein Land in Sicht. Ich setzte mich also zuhause hin und machte mit Ela einen Plan. Was ist gut, was ist schlecht! Das sah auf dem Zettel garnicht gut aus für Seafood. Da muss was geändert werden. Da die Touren ja immer viel Freizeit beinhalten konnte ich mir lang und ausführlich Gedanken machen. Fest stand "Ich muss und werde die Firma wechseln" Allerdings wollte ich nicht so einfach in den "Midland Chor" eintreten. Und einfach so kündigen ohne festen Arbeitsvertag und LMO in Tasche lag mir auch nicht. Und so machte ich weiter gute Miene zum Spiel bei Seafood.

Liefern in Detroit Downtown ist auch ein Erlebnis.

Ein Anruf von Midland bei mir brachte dann Bewegung ins Spiel, Schnelldurchlauf im Bewerbungsgespräch. Super, wir nehmen Dich ... nächste Woche ist gleich Orientation am Montag. Hey, mal langsam ... ohne LMO und neuem Workpermit mach ich erstmal garnix. Das ist kein Problem (oha, auch hier hört man diese Worte) das dauert keine 3 Tage bei uns. Ja und morgen ist Weinachten wenn ich auch alles glauben wollte aber das nicht.
Tatsächlich kam ich von meiner Seafood Tour am Freitag gegen Abend zurück und zuhause lag schon die Mail mit meiner neuen LMO im Postfach. Cool, das ist ja mal Service dachte ich mir. Tja um diese Uhrzeit hat im Büro natürlich schon jeder die Arbeit eingestellt (ja Dispo in der Nacht gibts hier nicht) Nun ja dann ruf ich mal den zuständigen Mann für Kündigungen an. Oh Gott, was ich da so alles zu hören bekam kann ich schon garnicht mehr wieder geben. Von wegen, das ginge ja garnicht das ich so einfach kündige, ich hätte ja nen Vertrag und ausserdem müsste die Firma der neuen Arbeitserlaubnis erst zustimmen. Der Hammer aber war ja das ich der Firma dann die Kosten für den Führerschein erstatten solle. *lol* Nach wenigen Sätzen von mir, fiel meinem Gegenüber am Hörer dann auf das ich nicht unbedingt auf den Kopf gefallen bin. Ich kann kündigen wann immer es mir passt. Also gut, lass uns morgen darüber reden, hey ich will nicht reden sondern Kündigen. Ich komme morgen ins Büro, geb die Kündigung ab und räume den Truck aus. "Aufgelegt" Hmmm, ob dieses Verhalten von Ihm den Lauf der Dinge noch beinflussen kann ? Natürlich nicht.

Sonnenaufgang irgendwo in Chicago. Ich liebe das :-)

Am Samstag gegen 11 Uhr stand ich auf dem Seafood Hof, umringt von 25 Zugmaschinen (die werden doch wohl nicht alle gekündigt haben ?) und war trotzdem mit mir allein. Büro zu, keiner Zuhause (hatte ich schon erwähnt das die Dispo auch am Weekend nicht arbeitet ?) Aber könnte ja sein das noch jemand kommt, also ging ich zu meinem Truck und begann damit meine Sachen auszubauen. Eine Stunde später war alles verstaut in meinem PKW und Truck ausgesaugt. Immer noch keiner da. Also rief ich wieder die Person von Freitag abend an. Lass uns am Montag darüber reden ich hab leider keine Zeit. NEIN ich werde am Montag um 3:00 Uhr schon auf dem Weg zur Grenze sein um mein Workpermit zu tauschen, es bleibt mir also keine Zeit mehr. Dann leg die Schlüssel in Dein Fach, haben die anderen ja auch so gemacht. "Aufgelegt" Jetzt ist er auch noch persönlich beleidigt weil ich kündige. Wo gibts denn sowas ? Na mir egal.


Ich also meine Kündigung, die Truckschlüssel etc alles in mein Postfach gelegt und abgeschlossen. Den Postfachschlüssel gab ich einem anderen Fahrer der ihn am Montag im Büro abgeben würde. Zusätzlich sendete ich zuhause nochmal die Kündigung als .PDF an 3 Anschriften. Damit später keiner sagen kann er hätte es nicht gewusst. Der Wortlaut der Kündigung bezog sich kurz und knapp auf die Probezeit und meine persönlichen Probleme mit dem anderen Fahrer. Fertig! Damit ist die Sache eigendlich ja beendet. Mittlerweile hat Seafood die ausstehenden Gehaltszahlungen ja getätigt. Auf meinen 300 Dollar Retainer warte ich immer noch.


Begegnung der "dritten Art" Mein "Alter Truck Unit 283" beim Beladen in Cavendish. Wärend ich auf den Hof brumme, klick und weg, muss der arme neue Seafood Fahrer Stunden mit warten verbringen :-)

Warum nun Midland ? Öhhh, ganz einfach wenn ich doch schon die Firma wechseln werde, warum sollte ich dann "vom Regen in die Traufe kommen" ? Von allen in der Gegend verfügbaren Firmen war Midland die schnellste mit den besten Verträgen. Allein der Zahn/Auge/Ohr Versicherungschutz für die ganze Familie ist schon Gold wert. Vom doppelten Verdienst ganz zu schweigen. Sicherlich muss man dafür auch hart ran, geschenkt bekommt man auch bei Midland nix ausser der Mütze :-) Alle 3 Monate 600 Dollar extra für Arbeitsklamotten tragen die auch noch extra bezahlt werden. Ja Hallo ? Dafür würd ich sogar rosa Socken anziehen *g* Aber da erinnern wir uns doch mal lieber warum wir hier her gekommen sind ? Um ein neues Leben zu beginnen und nicht wie vorher in DE ums Überleben zu kämpfen. Mit dem Seafood Gehalt bleibt es beim monatlichem Überleben. Ob das nun alles so richtig war oder auch nicht wird sich zeigen. Aber egal was es bringen wird für uns, wir schreiben unsere eigene Geschichte hier in Canada und wem das in DE nicht passt der muss es ja nicht lesen *g*

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Von wem hier woooohl gesprochen wird? xDDD Ich denks mir ;-)

Karina